Fahrrad-Monitor Thüringen 2021
Im „Fahrrad-Monitor 2021“ zeigt sich bundesweit ebenso wie für Thüringen: Das Interesse am Radfahren wächst weiter - und der Anspruch an die Politik ebenso.
Der Fahrrad-Monitor erhebt alle zwei Jahre repräsentativ das subjektive Stimmungsbild der Radfahrenden in Deutschland. Wie schon in den Vorjahren (2019 und 2017) hat Thüringen die Interview-Anzahl gezielt erhöht, um repräsentative Studienergebnisse für den Freistaat Thüringen zu erhalten.
Radfahren mit Wachstumspotential
Demnach nutzen aktuell 74% der Befragten in Thüringen das Fahrrad zumindest manchmal (Deutschland: 77%). Der Anteil der regelmäßigen Fahrradnutzung (mind. mehrmals pro Woche) liegt bei 32% und damit unter dem Bundesdurchschnitt (38%). Im Vergleich zur letzten Befragung ist dieser Anteil gesunken (2019: 43%), was möglichweise auf eine allgemeine Reduktion von Alltagswegen in Pandemieezeiten, z.B. durch Home Office und Schulschließungen, zurückzuführen ist.
Allerdings ist deutschlandweit das Radfahren die Mobilitätsform mit dem höchsten Wachstumspotential (41%). Dies gilt – in etwas geringerem Maße – auch für Thüringen, wo 37% der Befragten angaben, das Fahrrad zukünftig häufiger nutzen zu wollen (zu Fuß: 36%, Auto: 31%). Als wichtigste Argumente für die Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel nennen die Thüringer Befragten Umwelt (41%), Gesundheit (39%) und Kosten (32%).
Radfahranlässe
Die befragten Thüringer*innen nutzen das Fahrrad primär für Einkäufe und kurze Erledigungen (52%), für Tagesausflüge (46%) sowie für den Besuch von Freunden, Familie und Bekannten (44%). Für den Weg zur Arbeit steigen 19% der Berufstätigen und 22% der Auszubildenden regelmäßig aufs Rad. Dies ist weniger als der Bundesdurchschnitt (21% bzw. 27%). Als Gründe gegen die Nutzung des Fahrrads für den Weg zur Arbeit bzw. Ausbildungsstätte werden insbesondere die Länge des Weges (46%), die Dauer (35%) und die Konfrontation mit Wind und Wetter (35%) genannt.
Fehlendes Sicherheitsgefühl
41% der Befragten in Thüringen fühlen sich im Straßenverkehr unsicher. Damit hat die Unsicherheit leicht abgenommen (2019: 45%), liegt aber immer noch klar über dem Bundesdurchschnitt (37%) und weist auf ein deutliches Verbesserungspotential hin. Als Gründe für die Unsicherheit werden v.a. zu wenig separate Radwege (59%), zu viel Verkehr auf den Straßen (58%) und zu schnell fahrende Autos (50%) genannt.
Forderungen an die Politik
Dementsprechend zählen für die befragten Thüringer*innen der Bau von mehr Radwegen (61%), eine bessere Trennung des Radverkehrs vom PKW- (55%) und Fußverkehr (43%) sowie die Einrichtung von Schutz- und Radfahrstreifen (39%) und Fahrradstraßen (37%) zu den dringlichsten Forderungen an die Politik. Auch sichere Fahrradabstellanlagen stufen viele der Befragten (40%) als wichtig ein.
Die mit Beginn der COVID-19-Pandemie 2020 vielerorts in Deutschland eingerichteten Pop-up-Radwegen werden von einer großen Mehrheit der Thüringer Befragten (60%) als positiv bewertet; viele wünschen sich eine Verstetigung solcher Maßnahmen.
Der Bau von Radschnellwegen, der von 71% der Befragten begrüßt wird, birgt großes Pendelpotential: 31% der Nicht-Pendelnden würde aufs Fahrrad umsteigen, wenn es Radschnellwege auf ihrem Weg zur Arbeits- oder Ausbildungsstätte geben würde; 73% der Rad-Pendelnden würde das Fahrrad häufiger nutzen als bisher.
Pandemie verändert Mobilitätsverhalten
Die Corona-Pandemie hatte deutschlandweit großen Einfluss auf die Fortbewegung der Menschen - zugunsten der Fortbewegung zu Fuß, mit dem Rad sowie mit dem Auto und zu Lasten des ÖPV, des Flugzeuges sowie der Bahn im Fernverkehr. In Thüringen sind diese Veränderungen etwas weniger ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt. 21% der Thüringer Befragten gaben an, zum Befragungszeitpunkt (Juni 2021) häufiger Rad zu fahren als vor der Pandemie (D: 25%); 32% gingen häufiger zu Fuß (D: 38%); 15% waren häufiger mit dem Auto unterwegs (D: 20%). 28% bzw. 26% nutzten den ÖPV im Nah- und Regionalverkehr bzw. im Fernverkehr seltener (D: 37% / 32%); 27% waren seltener mit dem Flugzeug unterwegs (D: 35%).
Der Fahrrad-Monitor wird vom Sinus-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur erstellt. Hierfür wurden im Mai / Juni 2021 deutschlandweit 3.107 Personen zwischen 14 und 69 Jahren befragt; in Thüringen waren es 576.