Fahrrad-Monitor Thüringen 2023

Im „Fahrrad-Monitor 2023“ zeigt sich bundesweit ebenso wie für Thüringen: Das Interesse am Radfahren ist hoch – und die Politik muss nachziehen.

Seit 2009 erhebt der Fahrrad-Monitor alle zwei Jahre repräsentativ das subjektive Stimmungsbild der Radfahrenden in Deutschland. Wie schon in den Vorjahren (2021, 2019, 2017) hat Thüringen die Interview-Anzahl gezielt erhöht, um repräsentative Studienergebnisse für den Freistaat Thüringen zu erhalten.

Radfahren mit Wachstumspotential

Demnach nutzen aktuell 35% der Befragten in Thüringen das Fahrrad regelmäßig (mind. mehrmals pro Woche). Dieser Anteil liegt etwas unter dem Bundesdurchschnitt (39%), ist aber im Vergleich zur letzten Befragung leicht gestiegen (2021: 33%). Männer fahren häufiger regelmäßig Rad als Fragen (40% vs. 28%); es gibt geringe Alterseffekte (14-29 Jahre: 35% fahren regelmäßig vs. 30-49 Jahre: 30% vs. 50-59 Jahre: 37%). 39 % der Kinder zwischen 0 und 15 Jahren in Thüringen fahren nach Angabe ihrer Eltern mehrmals in der Woche mit dem Rad (DE: 47%).
Deutschlandweit ist das Radfahren die Mobilitätsform mit dem höchsten Wachstumspotential (46%). Dies gilt auch für Thüringen, wo 42% der Befragten angaben, das Fahrrad zukünftig häufiger nutzen zu wollen (Auto: 37%, Fortbewegung zu Fuß: 27%).
21% der Befragten in Thüringen planen in den nächsten 12 Monaten den Kauf eines Fahrrads (DE: 25%), wobei 57% angaben, ein Pedelec kaufen zu wollen (aktueller Nutzungsanteil Pedelecs: 25%).

Radfahranlässe

Die befragten Thüringer*innen nutzen das Fahrrad primär für Einkäufe und kurze Erledigungen (47%), für den Besuch von Freunden, Familie und Bekannten (42%) und für Tagesausflüge (39%). Generell wird das Fahrrad häufiger als Freizeitbeschäftigung denn als Verkehrsmittel eingesetzt (Freizeit: 46 %, Verkehrsmittel: 40 % mind. ein paar Mal im Monat).
Als wichtigste Argumente für die Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel nennen die Thüringer Befragten Umwelt (40%), Gesundheit (39%) und Kosten (36%); auch der damit verbundene Spaß (30%) und die höhere Flexibilität (26%) spielen für viele eine Rolle. Im Freizeitbereich stehen Spaß (50%), Gesundheit (49%) und Umwelt (34%) an erster Stelle.
Als Gründe für eine seltene / keine Fahrradnutzung wurden v.a. der regelmäßige Transport (z.B. Kindertransport, Einkäufe; 67%), das Gefühl des Ausgeliefert-Seins gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden (65%), die Länge der Strecken bzw. Dauer der Wege (61%), die potentielle Unfallgefahr (60%) und die mangelhafte Infrastruktur (56%) genannt. Aber auch das Feststecken in Routinen (53%) und viele andere Argumente spielen eine Rolle. 16% der Befragten gaben an, gar nicht Fahrrad fahren zu können.

Mit dem Rad zur Arbeit / Ausbildungsstätte

Für den Weg zur Arbeit steigen 36% der Berufstätigen und 40% der Auszubildenden regelmäßig aufs Rad (DE: 39% bzw. 44%). Immerhin 46% davon tun dies ganzjährig und 15% auch dann, wenn es regnet oder schneit.
Als Gründe gegen die Nutzung des Fahrrads für den Weg zur Arbeit bzw. Ausbildungsstätte werden insbesondere die Länge des Weges (52%), die Dauer (39%) und die damit verbundene Anstrengung (26%) genannt. 21% derjenigen, die (fast) nie mit dem Rad zur Arbeit / Ausbildungsstätte fahren, geben aber auch an, dass es an ausgebauten Radwegen bzw. Fahrradstreifen fehlt; 16% finden es zu gefährlich.

Fehlendes Sicherheitsgefühl

Tatsächlich fühlen sich 45% der Radfahrenden in Thüringen im Straßenverkehr eher unsicher (DE: 40%), wobei dies für Frauen (56%) wesentlich mehr gilt als für Männer (36%).  Für Unsicherheit sorgen v.a. zu viel Autoverkehr bzw. zu viel Verkehr auf den Straßen (Zustimmung von 59% der Befragten, die sich unsicher fühlen), rücksichtsloses Verhalten von Autofahrenden (58%) und das Fehlen von Radwegen / Radfahrstreifen (52%).

Forderungen an die Politik

Die Mehrheit der befragten Thüringer*innen bewerten die Politik als eher fahrradunfreundlich: Nur 38% geben der Fahrradpolitik des Bundes eine Schulnote zwischen 1 und 3 (DE: 52%); die Landesregierung erhält von 42% (DE: 58%) und die Kommunen von 46% (DE: 62%) eine solche Beurteilung.
Zu den dringlichsten Forderungen an die Politik zählen für die befragten Thüringer*innen der Bau von mehr Radwegen (65%), eine bessere Trennung des Radverkehrs vom PKW- (51%) und Fuß-Verkehr (39%) sowie die Einrichtung von Schutz- und Radfahrstreifen (43%) und Fahrradstraßen (38%). Auch sichere Fahrradabstellanlagen stufen viele der Befragten (42%) als wichtig ein.

Der Fahrrad-Monitor wird vom Sinus-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur erstellt. Hierfür wurden im Mai - Juli 2023 deutschlandweit 4.003 Personen zwischen 14 und 69 Jahren befragt, davon 3.253 Personen, die zumindest selten Fahrrad fahren (=Radfahrende). In Thüringen nahmen insgesamt 504 Personen (davon 379 Radfahrende) an der Studie teil.

https://thueringen.adfc.de/neuigkeit/fahrrad-monitor-thueringen-2023

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

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