Weimar im ADFC-Fahrradklima-Test 2024: Handlungsbedarf ist hoch
Weimar hat das Potential, eine Fahrradstadt zu sein. Hierfür muss aber die Verkehrsinfrastruktur deutlich ausgebaut und das Miteinander im Straßenverkehr rücksichtsvoller werden, so die Ergebnisse des heute veröffentlichten ADFC-Fahrradklima-Tests.
Beim heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2024 erreichte Weimar mit einer Bewertung von 4,0 nur Platz 61 / 113 der fahrradfreundlichsten Städte in seiner Größe. Unzufrieden sind die Weimarer Radfahrerinnen und Radfahrer vor allem mit dem Miteinander im Verkehr – und mit der Führung an Baustellen, der Breite der Radwege, den Falschparkerkontrollen auf Radwegen und den Ampelschaltungen. Lichtblicke gab es dagegen bei der Öffnung von Einbahnstraßen, der Möglichkeit, mit dem Rad zügig Ziele zu erreichen, und der Tatsache, dass Jung und Alt gleichermaßen mit dem Rad unterwegs sind. Der ADFC Weimar – Weimarer Land fordert den flächendeckenden Ausbau des Radwegenetzes, und zwar nicht nur innerhalb der Stadt Weimar, sondern auch zwischen den Orten im Weimarer Land.
Tina Feddersen vom ADFC Weimar - Weimarer Land sagt: „Eine fahrradfreundliche Stadt ist ein Gewinn für alle, denn Radfahren reduziert den Stau, fördert die Gesundheit und schont das Klima. Weimar mit seinen kurzen Wegen hat hierfür beste Voraussetzungen – nicht umsonst kommen schon jetzt Tourist*innen extra mit dem Rad hierher. Damit Weimar noch fahrradfreundlicher wird, besteht aber akuter Handlungsbedarf, wie die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests erneut zeigen: Die Weimarer Radfahrenden bewerten die Fahrradfreundlichkeit unserer Stadt nur mit 4,0. Über 70% der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher! Das liegt nicht zuletzt an fehlender Infrastruktur, die das Radwegenetz schließt und Sicherheit schafft. Das gilt für die Verbindungen in die Nachbarorte, aber auch von Wohnviertel zu Wohnviertel. Schon kleine Verbesserungen helfen: konsequente Falschparkerkontrolle gegen zugeparkte Radwege und Schutzstreifen, z. B. in der Steubenstraße, mehr Tempo 30 und zufriedenstellende Lösungen für den Radverkehr an Baustellen.“
Platz 61 / 113 für Weimar
140 Weimarer hatten im Herbst letzten Jahres an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Im Ergebnis liegt Weimar bundesweit auf Platz 61 in der Kategorie der Städte mit 50.000 – 100.000 Einwohnern. Im Durchschnitt wurde die Fahrradfreundlichkeit mit „ausreichend“ bewertet. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2022 hat sich die Stadt damit geringfügig verbessert (2022: 4,2). Fast 90% der Befragten empfinden die fürs Radfahren vorgesehenen Wege als zu schmal. Mehr als drei Viertel sind unzufrieden mit der Führung an Baustellen und den nicht auf Radfahrende abgestimmten Ampelschaltungen. Zwei Drittel finden, dass zu großzügig geduldet wird, wenn Radwege als Parkstreifen genutzt werden.
In fünf Zusatzfragen, die das Miteinander im Verkehr in den Blick nahmen, beurteilten 75% dieses als eher schlecht. Statt Rücksichtnahme herrscht Aggressivität vor. Über 80% gaben an, häufig zu eng überholt zu werden. Das Handeln von Politik und Verwaltung orientiert sich nach Auffassung der meisten Befragten zu wenig an dem Grundsatz der Vision Zero (keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr), und es wird zu wenig für ein rücksichtsvolles Miteinander geworben. Vergleichsweise am besten bewertet wurde das Miteinander von Radfahrenden.
ADFC-Fahrradklima-Test bundesweit mit 213.000 Teilnahmen
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Rund 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, 21 % davon ADFC-Mitglieder. 1.047 Städte kamen in die Wertung. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie man das Miteinander im Verkehr empfindet. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Kommune mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Weitere Informationen: https://fahrradklima-test.adfc.de/