Aktionsplan Radverkehr 400/10
Mit Blick auf die Radverkehrsinfrastruktur hängt Thüringen hinterher. ADFC Thüringen und Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij haben Verbesserungsmöglichkeiten besprochen. Nun soll ein Aktionsplan Radverkehr 400/10 erarbeitet werden.
Mit dem Thüringer Radverkehrskonzept 2.0 hat das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft 2018 zahlreiche Maßnahmen in Aussicht gestellt, die dazu führen sollen, dass der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege in Thüringen von 7% (2017) bis 2030 auf 15% steigt. Die vor einigen Wochen vorgelegte Zwischenbilanz zum Konzept zeigt, dass in vielen Bereichen bereits Fortschritte erreicht wurden. Unter anderem wurde ein Konzept mit Radhauptrouten für ganz Thüringen erarbeitet. Allerdings sind die guten Vorarbeiten im Bereich der Radverkehrsinfrastruktur noch nicht in der Praxis angekommen. Aktuell bildet Thüringen mit Blick auf den Anteil von Radwegen an Bundes- und Landesstraßen deutschlandweit das Schlusslicht (Thüringen: < 10%, Durchschnitt Deutschland: 27%, Spitzenreiter: 50-60%). Eine relevante Steigerung des Radverkehrsanteils ist nur möglich, wenn hier zielgerichtet Maßnahmen ergriffen und die Anstrengungen deutlich verstärkt werden:
„In der Vergangenheit haben wir auf den Bau von Radwegen gedrungen, um mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren. Mittlerweile fahren immer mehr Menschen Rad. Die Infrastruktur und damit die Sicherheit der Radfahrenden hinkt der Nachfrage hinterher“, so Karsten Pehlke, der verkehrspolitische Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Thüringen.
Vor diesem Hintergrund hat der ADFC Thüringen gemeinsam mit der Thüringer Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij Möglichkeiten zur Beschleunigung der Umsetzung besprochen. Dazu hatte der ADFC Thüringen einige Vorschläge im Gepäck:
Es wurde eine Karte mit vordringlichem Handlungsbedarf im Thüringer Radverkehrsnetz übergeben. Sie enthält ca. 400 km Maßnahmenvorschläge, die aus den Zuarbeiten der ADFC-Mitglieder vor Ort erstellt wurden. Die Maßnahmen umfassen u.a. Markierungen und Oberflächenverbesserungen und haben einen Schwerpunkt im Neubau von Radwegen vor allem an Bundes- und Landesstraßen
Es wurde die Bitte weitergereicht, einen Katalog mit Sofortmaßnahmen zu erstellen, mit denen Städte und Gemeinden kurzfristige und wenig kostenintensive Verbesserungen für den Radverkehr erzielen können. Diese Bitte war jüngst auf einem Vernetzungstreffen der Thüringer Charta für Rad- und Fußverkehr formuliert worden.
Darüber hinaus hat der ADFC ein Dokument erarbeitet, das zu mehr Klarheit bei der Anordnung von Verkehrsregelungen zur Verbesserung des Radverkehrs führen soll. Es fasst die Erfahrungen des ADFC in Diskussionen in verschiedenen Thüringer Gemeinden zusammen.
Hierzu der ADFC: „In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Änderungen im Straßenverkehrsrecht gegeben, die es erleichtern, den Radverkehr in den Städten und Gemeinden komfortabler und sicherer zu machen. Die Möglichkeiten, die sich hier bieten, werden bisher bei Weitem nicht ausgenutzt. Mit unserem Vorschlag soll es für die zuständigen Bearbeiter leichter werden, entsprechende Entscheidungen zu treffen.“
Die Vorschläge des ADFC wurden im Infrastrukturministerium durchweg positiv aufgenommen und konstruktiv diskutiert. Man wird sich kurzfristig zusammenfinden und weitere Akteure einbinden, mit dem Ziel einen Aktionsplan Radverkehr 400/10 auf die Beine zu stellen, in dessen Kern es darum geht, in Thüringen 400 km Radwege in 10 Jahren zu errichten oder zu verbessern.