
Radverkehrskonzepte: Grundlage für eine zukunftsfähige Förderung des Radverkehrs
Grundlage für eine systematische Weiterentwicklung der Radinfrastruktur ist ein gut durchdachtes Radverkehrskonzept. Der folgende Überblick beschreibt Ziele, Eckpunkte und mögliche Hilfestellungen.
Ein Radverkehrskonzept ist ein strategisches Planungsinstrument für Kommunen und Landkreise, das den Ist-Zustand des Radverkehrs erfasst, Potenziale und Schwächen analysiert und konkrete Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs aufzeigt. Ziel ist es, die Radinfrastruktur systematisch und zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Ein gutes Radverkehrskonzept bietet eine fachlich fundierte Grundlage für politische Entscheidungen, die aufgrund der integrierten Öffentlichkeitsbeteiligung auch von der Bevölkerung mitgetragen werden.
Nicht zuletzt ist ein Radverkehrskonzept häufig Voraussetzung für die Fördermittelvergabe und damit entscheidend für die Finanzierbarkeit einzelner Maßnahmen für den Radverkehr.
Was leistet ein Radverkehrskonzept?
Ein gutes Radverkehrskonzept umfasst in der Regel folgende Bestandteile:
1. Bestandsaufnahme und Datenanalyse
- Erhebung der vorhandenen Radverkehrsinfrastruktur (Wege, Abstellanlagen, Beschilderung)
- Analyse von Unfallgeschehen, Verkehrsaufkommen und Nutzungsarten
- Bewertung des Wegenetzes hinsichtlich Sicherheit, Komfort und Lücken; Definition von Problemstellen
- Erfassung bestehender Planungen, relevanter Vorgaben und Fördermöglichkeiten
2. Zieldefinition und Leitbild
- Entwicklung eines Leitbilds für den Radverkehr in der Kommune bzw. im Landkreis
- Festlegung von strategischen Zielen (z. B. Steigerung des Radverkehrsanteils, Verkehrssicherheit, CO₂-Reduktion)
3. Netz- und Maßnahmenplanung
- Entwicklung eines Zielnetzes für den Radverkehr
- Konkrete Vorschläge für Infrastrukturmaßnahmen (z. B. neue Radwege, Markierungslösungen, Radabstellanlagen)
- Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsführung und Wegweisung
- Priorisierung der Maßnahmen
- Empfehlungen für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
4. Beteiligung und Abstimmung
- Beteiligung relevanter Akteur:innen (Verwaltung, Politik, Interessenverbände, ADFC)
- Öffentlichkeitsbeteiligung zur Legitimation und Qualitätssicherung
5. Umsetzungsstrategie
- Zeitliche und finanzielle Planung der Maßnahmen (inkl. Förderkulissen)
- Festlegung von Zuständigkeiten und Meilensteinen
- Empfehlungen für Monitoring und Erfolgskontrolle
Kurz gesagt: Ein Radverkehrskonzept soll nicht nur Probleme benennen, sondern realistische Wege zur Verbesserung aufzeigen. Es bietet eine nachvollziehbare Grundlage für Förderanträge, politische Entscheidungen und Verwaltungsmaßnahmen.
Fuß- und Radverkehr gemeinsam denken
In vielen Kommunen und Landkreisen überschneiden sich die Belange des Rad- und Fußverkehrs räumlich und organisatorisch. Beide Verkehrsarten sind Teil des Umweltverbunds, benötigen sichere Infrastruktur abseits des motorisierten Verkehrs und profitieren von ähnlichen Maßnahmen: Verkehrsberuhigung, sicheren Querungen, guter Beleuchtung und durchgängiger Wegeführung.
Gleichzeitig gilt: Zu Fuß Gehende gehören zur verletzlichsten Gruppe im Straßenverkehr. Wenn Radverkehrsmaßnahmen umgesetzt werden, ohne den Fußverkehr mitzudenken, entstehen schnell neue Gefahren - etwa durch gemeinsam genutzte Wege ohne klare Trennung, fehlende Sichtbeziehungen an Einmündungen oder zu schmale Gehwege, die zur Ausweichfläche für Radfahrende werden. Um sichere und konfliktarme Räume zu schaffen, müssen daher auch die Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen des Fußverkehrs konsequent mit eingeplant werden.
Daher empfiehlt es sich, Rad- und Fußverkehr gemeinsam zu betrachten. Dies kann zum Beispiel in Form eines integrierten Fuß- und Radverkehrskonzepts geschehen. Ein solches Vorgehen vermeidet Zielkonflikte, spart Ressourcen und ermöglicht abgestimmte Lösungen, insbesondere im Bereich der innerörtlichen Wegeführung, wo Flächenkonkurrenzen bestehen.

Hilfestellungen für Kommunen: Muster-Leistungsverzeichnis & Werkzeugkasten
Der ADFC Thüringen hat auf Basis praktischer Erfahrungen ein Leistungsverzeichnis für Radverkehrskonzepte erstellt, das bei der Ausschreibung als Muster dienen kann. Diese Vorlage hilft Kommunen und Landkreisen dabei, fachlich fundierte Konzepte durch externe Büros zu beauftragen. Sie enthält alle wesentlichen Inhalte, die für eine qualitätsgesicherte Ausschreibung erforderlich sind. Sollten bei der Anwendung des Leistungsverzeichnisses Erkenntnisse gewonnen werden, die helfen, dieses Leistungsverzeichnis zu verbessern, wären wir für entsprechende Hinweise dankbar.
Alternativ oder ergänzend bietet sich für Kommunen mit begrenzten finanziellen Ressourcen der Werkzeugkasten Rad- und Nahmobilitätskonzepte der AGFK Mecklenburg-Vorpommern an. Dieser richtet sich gezielt an Kommunen, die ein Radverkehrskonzept in Eigenregie erstellen möchten. Er bietet einen vereinfachten und praxisnahen Ansatz und liefert kompakte Anleitungen, Vorlagen und Planungshilfen, die es ermöglichen, auch ohne umfangreiche Vergaben erste systematische Schritte zur Radverkehrsförderung zu gehen. Gerade kleinere Gemeinden erhalten hiermit eine leicht zugängliche Einstiegshilfe.

Thüringer Radverkehrskonzepte
Viele Landkreise und Kommunen in Thüringen verfügen bereits über ein Radverkehrskonzept. Hier sind die uns bekannten Konzepte der Landkreise in einer Übersichtskarte aufgeführt. Die folgende Übersicht zeigt die seit 2021 veröffentlichten Konzepte nicht nur der Thüringer Landkreise, sondern auch von Thüringer Kommunen (die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
- Stadt Arnstadt (2025): https://www.arnstadt.de/stadt-verwaltung/stadtentwicklung/staedtebauliche-fachplanungen/radverkehr
- Landkreis Hildburghausen (2024): https://www.landkreis-hildburghausen.de/Tourismus-Kultur/Radverkehrskonzept-/
- Landgemeinde Buttstädt (2024): https://www.lg-buttstaedt.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Neu/Landschaft_Stadtkern/2024-04-10-BKA-EB-Radverkehrskonzept-Buttstaedt_finale_Fassung.pdf
- Stadt Jena (2024): https://mobilitaet.jena.de/de/radverkehrsplan-jena-2035
- Landkreis Weimarer Land (2023)
- Stadt Erfurt Teilraum Südost (2023): https://www.erfurt.de/mam/ef/leben/verkehr_und_mobilitaet/mobil/broschure_rvk_sudost.pdf
- Landkreis Nordhausen (2023): https://landkreis-nordhausen.de/files/landkreis-nordhausen/uploads/rek/radwegekonzept-ergebnisbericht.pdf
- Stadt Eisenach (2023): https://www.eisenach.de/leben/verkehr-mobilitaet/radverkehr/
- Interkommunales Radwegekonzept „Städtedreieck am Saalebogen“ (2023): https://www.rudolstadt.de/fileadmin/Formulare_Dokumente/FD_1.4/Interkommunales_Radwegekonzept_18012023.pdf
- Landkreis Saale-Holzland-Kreis (2023): https://www.saaleholzlandkreis.de/fileadmin/user_upload/PDF/2024_PDF/Radverkehrskonzept_Saale-Holzland-Kreis.pdf
- Landkreis Sonneberg (2023): https://www.kreis-sonneberg.de/landkreis/infrastruktur/radwegekonzept
- Stadt Mühlhausen (2023): https://www.muehlhausen.de/rathaus-erkunden/stadtverwaltung/radverkehrskonzept
- Stadt Neustadt an der Orla (2022): https://www.neustadtanderorla.de/bauen-wirtschaft-umwelt/stadtentwicklung/radverkehrskonzept/
- Stadt Römhild (2022): https://www.stadt-roemhild.de/kultur-freizeit/radverkehrskonzept
- Landkreis Gotha (2022): https://www.landkreis-gotha.de/aktuelles/radverkehr/
- Landkreis Sömmerda (2021): https://www.lra-soemmerda.de/Documents/Radverkehrskonzept%20Landkreis%20Soemmerda.pdf
- Landkreis Kyffhäuserkreis (2021): https://www.kyffhaeuser.de/wp-content/uploads/allgemeine-uploads/gesamt_radverkehrskonzept_kyffhaeuserkreis_07.12.2021.pdf
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